Wie kann ich damit aufhören mich mit anderen zu vergleichen? Was hilft mir dabei meine eigenen Erfolge anzuerkennen und woher kommt diese Stimme, die mir immer wieder sagt: Du bist nicht gut
genug.
In der heutigen Podcastfolge möchte ich dir erzählen, wie ich für mich herausgefunden habe, warum ich mich eigentlich ständig vergleiche und welche drei Dinge mir geholfen haben,
um das Vergleichen mit anderen zu reduzieren. Natürlich ist es so, dass du nicht von heute auf morgen aufhören wirst dich zu vergleichen – ich habe genauso auch noch Momente, in denen ich mich
dabei erwische, wie ich mich vergleiche, deswegen möchte ich heute auch ein paar Tipps mitgeben, wie du Vergleiche positiver für dich nutzen kannst.
Grundsätzlich ist es so, dass es bei jedem „Problem“, dass wir haben, eigentlich um die Kernthemen geht. Also, die Themen, die uns zum Teil schon seit unserer Kindheit begleiten
und mit denen wir so lange unterbewusst konfrontiert werden, bis wir uns trauen, auf diesen blinden Fleck zu schauen und uns zu fragen: Moment mal, was genau steckt eigentlich
dahinter?
Ich würde mal behaupten, ich bin eine Expertin, wenn es um das Thema „sich mit anderen vergleichen" geht, weil ich bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich mich entschieden habe, mich
mit meinem eigenen Selbstwertgefühl zu beschäftigen, im ständigen Konkurrenzkampf war. Sowohl in meiner Kindheit, als auch in meiner Schulzeit, auch in meinem Freundeskreis oder
beim Sport.
Ich habe mich mit Freundinnen verglichen, habe meine Leistungen und Noten verglichen, habe meinen Körper verglichen, habe meine Beziehung verglichen, meine Familie - eigentlich
so gut wie alles. Und das hat mich so unglücklich gemacht, weil ich mich zum einen selber unter Druck gesetzt habe und zum anderen trotzdem ständig das Gefühl hatte: Ich bin nicht gut
genug.
Das Problem beim Vergleichen ist, dass wir nie wirklich gut weggekommen und das hat zwei Gründe.
Zum einen ist das Problem des Vergleichens, dass wir uns oft nur mit einem Aspekt des anderen Menschen vergleichen. Wenn ich jemanden sehe, der im Job richtig erfolgreich ist, dann habe ich
vielleicht das Gefühl, dass ich nicht so erfolgreich bin, weil ich zum Beispiel weniger verdiene. Allerdings vergleiche ich ja nicht den gesamten Menschen – sondern vergleiche den Aspekt Job.
Vielleicht ist es so, dass dieser Mensch in einer sehr unerfüllten Beziehung ist oder sich einsam fühlt, weil er aufgrund seines Berufs keine Freunde hat. Das sehen wir aber oft nicht.
Sondern gehen dann zum nächsten Menschen, das ist dann zum Beispiel einer, der ein super tolles Sozialleben hat und sagen uns: Ich bin ja viel unbeliebter und habe überhaupt nicht so viele
Freunde wie Person XY. Dass Person XY aber eigentlich ein sehr sporadisches Verhältnis mit der eigenen Familie hat, können wir wiederum nicht sehen. Und das ist der Punkt.
Wenn wir uns vergleichen, picken wir uns einen Aspekt oder eine Eigenschaft eines Menschen heraus, vergleichen uns damit und nehmen dann den nächsten Menschen und vergleichen uns wieder. Manchmal
sind es vielleicht auch zwei bis drei Aspekte. Aber wir vergleichen nie den gesamten Menschen mit allen Hintergründen und Fehlern. Können wir ja auch gar nicht. Denn viele dieser Aspekte kennen
wir nicht.
Das ist der erste Grund, weshalb Vergleichen uns weder weiterbringt, noch glücklich macht, weil ein Vergleich niemals eine wirkliche Aussage darüber treffen kann, was jetzt „besser“ oder
„schlechter“ ist.
Der zweite Grund, und den finde ich eigentlich noch viel wichtiger ist, dass wir alle in unserem eigenen Tempo wachsen. So wie verschiedene Pflanzen wachsen einige schneller und andere langsamer,
weil jeder von uns seine eigene Zeit braucht um sich zu entwickeln.
Wenn wir uns vergleichen, dann kann es passieren, dass wir eine frische Knospe mit einem hundertjährigigen Baum vergleichen – einfach um es mal zu
verdeutlichen. Und dabei ist es meistens völlig egal, um was es geht. Vielleicht ist es dein persönlicher Heilungsweg, oder es ist eine Sportart, eine Sprache, dein beruflicher
Erfolg, das Leben an sich.
Es wird immer jemanden geben, der schon weiter ist oder etwas besser kann. Weil er oder sie einfach schon länger gewachsen ist. Aber das bedeutet nicht, dass deine Leistung oder Erfahrung weniger
wert ist. Du kannst auch nicht wissen, wie viele Misserfolge oder Stolpersteine dieser andere Mensch schon überwinden musste. Wie oft er vielleicht auch gescheitert ist.
Anders als Pflanzen kann man uns häufig von außen nicht ansehen, wie wir schon gewachsen sind.
Deswegen ist es wichtig, dass wir uns immer wieder daran erinnern, wenn wir uns dabei erwischen, dass wir uns vergleichen.
Jeder wächst in seinem eigenen Tempo und es gibt neben diesem einen Aspekt, den du dir vielleicht grade anguckst noch so viele weitere, die du nicht kennst.
Wenn du diesen Podcast schon ein bisschen kennst, dann wirst du wissen, welches meine beliebteste Methode ist, um ein Problem zu lösen. Und es ist eigentlich egal, welches Problem es ist – diese
Methode funktioniert in 99 % der Fälle.
Und zwar ist es: WRH. Wahrnehmen,
Reflektieren, Handeln. Und ich nerve dich damit, bis es dir aus den Ohren rauskommt, weil du diese Schritte irgendwann automatisch machst und du anfängst intuitiv richtig auf
Selbstzweifel, negative
Glaubenssätze und Ängste zu reagieren. Du kannst dieses WRH auf alles anwenden.
Wenn wir uns vergleichen, dann passiert das oft unterbewusst. Wir setzen uns nicht hin und schreiben auf, was Person XY besser kann als wir. Das passiert im Bruchteil einer Sekunde, deswegen
braucht es auch erst einmal Übung um zu erkennen, das wir uns vergleichen.
Wahrnehmen geht am einfachsten, in dem man Dinge aufschreibt oder sich Zeit nimmt über Dinge wirklich ungestört nachzudenken. Also zum Beispiel in Form von Journaling oder Meditation. Das muss überhaupt nicht lange sein, es reicht, wenn du abends gedanklich deinen Tag durchgehst und überlegst, wann du das Gefühl hattest:
schlechter als jemand zu sein, oder etwas nicht so gut zu können.
Was für eine Situation war das? Welchen Aspekt hast du verglichen? Welche Gedanken hattest du über dich selbst? Hast du dich vielleicht unsicher gefühlt? Oder unerfahren? Oder weniger
wert?
Das klingt so, als hätte ich das alles für mich schon wunderbar gelöst, aber ich erzähle dir das, weil ich ja auch immer noch dieses Thema habe. Nur weil du anfängst, dich damit zu beschäftigen,
geht es nicht automatisch weg – aber es wird viel besser verständlich.
Der zweite Step ist in die Reflexion zu gehen und sich zu fragen: Warum ist das so? Warum vergleiche ich mich eigentlich ständig? Warum habe ich das
Gefühl, dass ich nicht gut genug bin? Warum denke ich, dass ich schlechter bin als die anderen?
„Sich selbst zu vergleichen“ ist quasi ein Faden in einem riesigen Knäuel aus verschiedenen Themen, die eventuell dafür verantwortlich sind, dass du dich noch nicht so lieben
kannst, wie du eigentlich bist. Ein anderer Faden ist dein Selbstwertgefühl, ein Faden ist Perfektionismus, ein Faden sind deine eigenen
Bedürfnisse und so weiter und so fort. Sobald du einige Fäden aus dem Wollknäuel ziehen kannst, fallen manche ganz von selbst heraus.
Was ich damit eigentlich sagen will: Es ist zum einen wichtig, sich mit dem Vergleich an sich zu beschäftigen und aktiv daran zu arbeiten, aber zum anderen ist es genauso wichtig, sich die
anderen Themen anzuschauen, die oft im direkten Zusammenhang damit stehen, dass wir das Gefühl haben uns vergleichen zu müssen.
Ich habe hier für den Podcast, auch schon über die meisten dieser Themen gesprochen – es gibt verschiedene Folgen zu Perfektionismus, zum Selbstwert sowie den eigenen Bedürfnissen und ich empfehle dir wirklich sehr, diese
Podcastfolgen anzuhören, weil dir das auch dabei helfen wird, damit aufzuhören dich ständig zu vergleichen.
Der dritte und letzte Schritt ist – wer hätte es gedacht: Aktiv mit dem Vergleichen aufzuhören. Klingt super easy, ist aber verdammt
schwer.
Grundsätzlich ist der wichtigste Tipp, den ich dir mitgeben kann und der mir sehr geholfen hat: Richte deine Aufmerksamkeit auf dich. Du musst dich nicht zwingen mit dem
Vergleichen aufzuhören – aber wenn du dich auf dich konzentrierst, dann hast du keine Zeit zu gucken, was die anderen machen. Richte deinen Blick von Außen nach Innen. Es geht weder darum, was
andere erreicht haben, noch darum, wie schnell sie dahin gekommen sind. Du kannst den Druck herausnehmen und in deinem eigenen Tempo gehen. Und so wie du es machst, ist es genau richtig. Für
DICH.
Es geht darum, dass du Entscheidungen triffst, die sich wirklich gut anfühlen. Darum, dass du dir Zeit nimmst, um zu hören, was du möchtest und brauchst. Gib’ dir selber diesen Raum und diese
Stille um zu wachsen. Du darfst in deinem eigenen Tempo wachsen. Richte deine Aufmerksamkeit und deine Energie auf dich. Ob du das in Form von Yoga machst, oder indem du
Zeit in der Natur verbringst, schreibst, meditierst, es ist völlig egal. Es muss für dich passen – das ist alles was zählt.
Was ich damit meine, wenn ich sage: Richte die Aufmerksamkeit auf dich ist, z. B. weniger Zeit auf Social Media, weil Instagram ein einziger Vergleich ist. Wer hat den besseren
Körper, wer bekommt mehr Likes, wer ist erfolgreicher?
Du musst dir das nicht geben. Zumindest nicht direkt am Morgen. Zeit nach dem Aufwachen ohne Social Media hat mir wirklich sehr dabei geholfen, mich mehr auf mich zu konzentrieren.
Die Aufmerksamkeit auf dich richten bedeutet auch, dass du aufhörst nur die Erfolge und Aspekte der anderen zu sehen und anfängst, mal wirklich wahrzunehmen, was du eigentlich schon alles
geschafft hast und welche tollen Fähigkeiten und Charaktereigenschaften du hast. Und ich bin mir sicher, dass es da ganz viel gibt. Ich versuche das wirklich regelmäßig zu machen. Mich
hinzusetzen und mir das aufzuschreiben.
Du wirst nicht von heute auf morgen aufhören können, dich zu vergleichen – aber du kannst diesen Vergleich für dich anders bewerten und sogar nutzen, wenn du dir die Frage stellst: Was kann ich
daraus lernen und wie hilft mir das vielleicht auch auf meinem eigenen Weg? Vielleicht kann ich die andere Person um Hilfe fragen oder Tipps bitten. Und eine Sache, die ich selber mittlerweile
häufig mache, ist, der anderen Person zu sagen, wie beeindruckt ich bin.
Abschließend möchte ich dir noch ein paar Gedanken mitgeben, die mein Lieblingswortkünstler DHIMAN aufgeschrieben hat:
EACH DAY IN TINY, COUNTLESS AND
SOMETIMES UNNOTICABLE WAYS
YOUR ARE GROWING AND EVOLVING
INTO A BETTER VERSION OF YOUR
PAST SELF. IT'S OKAY IF NOT ALL
YOUR DAYS ARE FILLED WITH VISIBLE
PROGRESS. SOME DAYS YOU JUST
HAVE TO SIT DOWN AND SPEND SOME
TIME WITH YOURSELF, APPRECIATING
HOW MUCH YOU HAVE GROWN AND
HOW FAR YOU HAVE COME ALONG
THE WAY. - DHIMAN
Du bist auf dem richtigen Weg.
Alles Liebe,
deine Oona
Podcastfolgen, die dir dabei helfen dein Selbstwertgefühl zu stärken und dich von negativen Überzeugungen zu lösen:
#09 Selbstliebe ist Übung - Wie ich aktuell lerne mich selbst zu lieben
#24 Meine 3 wichtigsten Learnings auf dem Heilungsweg der Essstörung
#40 Perfektionsstreben und eigene Ansprüche: Was dir hilft inneren Leistungsdruck loszulassen
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